Wollen junge Mitarbeiter wirklich keine eigenen Schreibtische und Büros?

Aktualisiert: Mit Stellungnahme von Corporate Communications (COM/C) der Daimler AG (siehe Unten)

Dass Wilfried Porth (Personalvorstand von Daimler) im medialen Mainstream (z.B. brandeins 2/2016) üblicherweise bejubelt wird, ist nichts Neues. Neu ist auch nicht, dass Aussagen von Praktikern oft von Journalisten schon allein deshalb als empirisch abgesichert gelten, weil sie ja von Praktikern stammen. Wissenschaftler dagegen haben  in manchen Medien kaum eine Chance, wenn ihre Aussagen  nicht dem wissenden Gefühl diverser Mainstream-Journalisten entsprechen.

Jetzt gibt es wieder einen schönen Fall, auf den ich in meiner Kolumne für DIE WELT (-> hier) hinweise: Per Pressemeldung (-> hier ) erklärt Wilfried Porth, dass seine jungen Mitarbeiter keine eigenen Büros oder Schreibtische mehr wollen und auf geregelte Arbeitszeiten verzichten. Sie folgen also der Devise:

Egal wann, wo, wie und wie lange Sie arbeiten:
Hauptsache, Sie erledigen Ihre vorgegebene Arbeit.

Das ist das Bild, das  die Protagonisten unserer Neuen Arbeitswelt (und brav  auch  Medienvertreter aus dem Mainstream)  verkünden. Bevor aber jetzt das große Jubeln beginnt, sollte man sich anschauen, wie Wilfried Porth zu seiner Aussage gekommen ist. Liest man die Pressemeldung sorgfältig, so drängt sich folgender Schluss auf:

Insgesamt wirkt diese ganze Aktion von Wilfried Porth manipulativ und riecht nach Scheindemokratie. Denn merkwürdig ist es schon, dass die Unternehmensleitung aus der langen Vorschlagsliste genau das als umsetzbar einstuft, was Daimler sowieso, dem dominanten (aber möglicherweise falschen) Trend folgend, umsetzen will.
Deshalb wäre es interessant, einmal die Originalliste der 223 Vorschläge aus dem Daimler-Workshop zu sehen, inklusive der Ideen, die Moderatoren während des Gruppenprozesses bereits eliminiert haben. Interessant wären auch Informationen dazu, ob und wie man Jugendliche in ihrem Antwortverhalten durch thematisches Hinführen gelenkt hat.
Welt_Daimler_Scholz
P.S. Corporate Communications (COM/C) der Daimler AG weist  im übrigen darauf hin, dass einige Fakten in meiner Kolumne falsch dargestellt sind. Sobald ich weiss, welche Punkte aus der Pressemeldung falsch übertragen wurden, werde ich das natürlich an dieser Stelle hier sofort korrigieren. Bis dahin kann ich lediglich auf die Pressemeldung von Daimler und auf meinen Originaltext verweisen.
PPS. Aktuell versteht weder Daimler meine Kritik noch ich das Nichtverstehen von Daimler. Aber: Ich darf den gesamten Maliverkehr zu diesem Vorgang auf die Homepage setzen. Hier ist er.  Mail_Daimler_Scholz_Freigegeben