In seinem heutigen Artikel (Die Tagespost, Donnerstag, 16. Februar 2012 Nr. 20, Seite 10) analysiert Alexander Riebel, der sich ja schon seit vielen Jahren mit der deutschen Hochschulreform auseinandersetzt, das aktuelle Urteil zur Professorenbesoldung.
In seinem Artikel kommt als Wissenschaftler auch Prof. Christian Scholz zu Wort, der (allgemein gesprochen und nicht auf die Unis Saarbrücken bezogen) einen ganz neuen Punkt in die Diskussion einführt, nämlich die Rolle des Universitätspräsidenten:
„Ein wichtiger Punkt, der durch das Gerichtsurteil geändert werden kann, ist nach Scholz die Macht der Universitätspräsidenten. Denn was ein Professor wirklich verdient, hänge von seinem taktischen Verhandlungsgeschick mit dem Präsidenten ab. Die Präsidenten, und nicht Dekane, stufen das Gehalt der Professoren danach ein, was sie von Ihnen bekommen: etwa Drittmittelwerbung, hohe Anzahl der Promotionen und vieles mehr. Wer in diesem ‚Verhandlungsdschungel’, wie es Scholz nennt, geschickt ist, kann durchaus eine hohe Besoldung aushandeln. Andere bleiben auf der Strecke.“
Warum aber ist die aktuelle W-Besoldung für Universitätspräsidenten so ein interessantes Instrument?
„Die Universitätspräsidenten wollen aber nach Auffassung von Scholz am Leistungsprinzip festhalten, weil es ihre Macht stärkt. Denn wer der Herr des Geldes ist, kann auch unmittelbar Universitätspolitik machen. Wenn er etwa Informatiker für wichtiger als Philosophen hält, könnte er durch einseitige Geldvergabe die Philosophen an seiner Universität ins Hintertreffen bringen. Daher hält Scholz Funktionszulagen, etwa für die Übernahme von Ämtern oder Tätigkeiten an der Hochschule für sinnvoller als Leistungszulagen, die er am liebsten ganz abgeschafft sehen würde. Denn Leistungsorientierung sei nicht messbar, auch der Bundespräsident oder Bundestagsabgeordnete können nicht nach Leistung bezahlt werden.“
Interessant sind auch die sich aus diesem Urteil ergebenden, weiterführenden Perspektiven:
„Scholz erhofft sich im Anschluss an das Urteil der Karlsruher Richter auch noch weitere Änderungen, die in den vergangenen Jahren kaum noch für möglich gehalten wurden. Es sei dringend nötig, dass das Konzept der Juniorprofessur auf den Prüfstand komme und die Habilitation wieder gestärkt werde, die Universitäten müssten ihre Autonomie wieder zurückerlangen und die Universitätsräte loswerden, die in alles hineinreden können; und wenn es eine Orientierung an amerikanischen Universitäten gibt, dann an den amerikanischen Spitzenleistungen und nicht wie bisher an deren Mittelmaß.“
Ansonsten kann man den gesamten Artikel -> hier nachlesen.