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„Man muss sein Handwerk wirklich beherrschen“ (Interview Stuttgarter Zeitung mit Prof. Scholz)

In einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung (21. 04. 2012, Seite V5) forderte Prof. Dr. Christian Scholz etwas, was seiner Ansicht nach eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte: Die Personalabteilung muss ihr Handwerk wirklich beherrschen. Hier kritisierte er vor allem den Umgang mit Social Media:

Alle wollen irgendwie im großen Social Web dabei sein, weil es irgendwie alle machen. Hier geht es zu nach dem olympischen Motto „Dabei sein ist alles“. Dementsprechend beurteilen viele Firmen den Erfolg ihrer Social Media Aktivitäten danach, in wie vielen Kanälen sie aktiv sind. Es nutzt nichts, hunderttausend Freunde bei facebook zu haben, denn nicht jeder Freund ist automatisch ein guter oder potenzieller Mitarbeiter. Der Ansatz müsste eher sein, weniger Kanäle zu nutzen, die aber richtig zu bedienen, also intensiv, nachhaltig und wirkungsvoll.

Und zur Frage nach den größten Defiziten:

Erstens müssen sich Unternehmen mehr Gedanken über konkrete Zielgruppen und Zielgruppenansprache machen, anstatt mit Schrotgewehren irgendwie in den Himmel zu schießen und sich über das Knallen der Gewehre zu freuen. Zweitens wird die Frage, wer vom Unternehmen welche Aussagen über Social Media machen darf und machen soll, zunehmend wichtig und muss über eine klare Social Media Policy beantwortet werden: Denn hier lauern ungeahnte Gefahren.

Das Interview schliesst mit folgender Aussage:

Viel zu lange hat man sich meiner Meinung nach auf Intuition und Bauchgefühl verlassen. Und viel zu schnell wird man mal so eben in die Personalabteilung versetzt – das kann schließlich jeder. Was viele dabei vergessen ist, dass Personalmanagement eine betriebswirtschaftliche Disziplin ist, bei der man genauso wie im Controlling, in der Bilanzierung oder im Marketing sein Handwerkszeug wirklich beherrschen muss. Wir brauchen also statt Seminar- und Kongresstourismus mit Wohlfühlgarantie eine systematische Personalentwicklung für Personaler.

Aber „systematische Personalentwicklung für Personaler statt Seminar- und Kongresstourismus mit Wohlfühlgarantie“ – das wäre eine Revolution, die vielleicht doch kaum einer will.