Pünktlich Feierabend für alle? Prof. Scholz in der WELT

In der Kolumne in der WELT (-> hier) geht es diesmal um die Forderung von Sigmar Gabriel, wonach alle pünktlich Feierabend machen sollen und danach in Ruhe gelassen werden.

Eine derartige Arbeitsgrenze – beispielsweise um 16:30 hätte eine interessante Konsequenz, die an Big Brother erinnert:

Die eine Gruppe plädiert um 16:30 Uhr auf Familie, Fitness-Studio, Tanzkurs, Einkaufserlebnis, Kinobesuch oder beruft sich auf Sigmar Gabriel. Die andere Gruppe – und dazu gehört nicht selten der Chef – muss um 16:30 Uhr die ungelösten Probleme seiner Mitarbeiter vom Tisch bekommen.

Die Konsequenz:

Deshalb müssen Führungskräfte dafür sorgen, dass es keine Zweiklassengesellschaft gibt, bei der die einen für die anderen arbeiten: In dieser neu zu schaffenden Einklassengesellschaft bekommen alle (einschließlich Chef) das Recht, am Mittwoch Nachmittag einfach mal nach Hause zu gehen, und alle können um 16:30 Uhr den Computer zuklappen und niemand wird zu Hause gestört.

Aber:

Dann sollte aber bitte auch niemand nach Zuwanderern rufen, die die unerledigte Arbeit für uns erledigen. Und es sollte auch niemand darauf zählen, dass Fitness-Studio, Einzelhandel, Gastronomie, Ärzte, Amazon, Zalando, Tankstellen, RTL-Moderatoren oder Hochschullehrer nach 16:30 Uhr noch arbeiten. Denn wenn wir alle nach Sigmar Gabriel um 16:30 Uhr Feierabend haben sollen, dann haben auch alle Feierabend zu haben.