Keine Lohngerechtigkeit über innerbetriebliche Gehaltsvergleiche (Prof. Scholz auf manager-magazin.de)

In ihrer berechtigten Forderung nach Lohngerechtigkeit plädiert Manuela Schwesig für innerbetriebliche Vergleichstabellen. In einem Beitrag auf manager-magazin.de zeigt der Saarbrücker BWL-Professor Dr. Christian Scholz, warum dieser Vorschlag nicht nur das Problem nicht löst, sondern zusätzliche Probleme schafft.

Die aktuelle Diskussion um Lohngerechtigkeit wird geprägt von zwei Problemen: zum einen durch ungleiche Einstufungen in Tätigkeitsgruppen, zum anderen durch ungleiche Bezahlung bei gleichen Voraussetzungen in Tätigkeitsgruppen. Deshalb will Manuela Schwesig ein Gesetz, das Betriebe verpflichtet, die praktizierten Einstufungen und Bezahlungen im Betrieb differenziert nach Männern und Frauen – beispielsweise über Durchschnittswerte – transparent zu machen.

Bei voller Unterstützung des Zieles der Maßnahmen, lehnt Christian Scholz, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Universität des Saarlandes, diesen konkreten Vorschlag allerdings kategorisch ab: „Es zeugt von grenzenloser Naivität, wenn man glaubt, diese Tabellen einfach mal so schnell über ein Excel-Spreadsheet oder eine Datenbankabfrage zu erstellen.“

Und selbst wenn diese Tabellen über Punktwolken oder Median-Werte produziert werden, sind Probleme vorprogrammiert: „Unabhängig von allen Diskussionen zum Gender Pay Gap wird sich zwangsläufig die Hälfte aller (!) Mitarbeiter ungerecht entlohnt fühlen, daraus den Anspruch auf Lohnerhöhung ableiten und diesen Anpassungsbedarf entsprechend lautstark artikulieren.“

Zudem hat völlige Transparenz bei der Einstufung auch noch einen anderen Effekt, der vielleicht nicht im Sinne der Erfinderin ist: „Würden Frauen zum Erreichen einer Quote schneller befördert, als es ihnen zusteht, dann legt das System von Manuela Schwesig diese Andersbehandlung schonungslos offen.“

Abgesehen davon, dass es auch innerhalb der Gruppe der Männer massive Lohnungerechtigkeit gibt, entsteht Lohnunterunterschied aus zwei Gründen. „Zum einen werden unterschiedliche Berufe unterschiedlich gut bezahlt, zum anderen haben Männer und Frauen teilweise unterschiedliche Jobpräferenzen,“ erläutert Professor Scholz und fügt hinzu: „Beides wissen wir auch ohne neue Gehaltstabellen und beides lässt sich nicht durch Gehaltstabellen verändern“.

Originalquelle: http://www.manager-magazin.de/politik/meinungen/konsequenzen-aus-dem-vorstoss-von-frauenministerin-schwesig-a-1023162.html

Kontakt für weitere Informationen:
Dr. Stefanie Becker
Universität des Saarlandes
Tel: 0681 302 4120
Mail: scholz@orga.uni-sb.de