Projekthintergrund

Das Global Performance Project (GPP) ist ein Projekt des Lehrstuhls für Organisation, Personal- und Informationsmanagement der Universität des Saarlandes (Univ.-Prof. Dr. Christian Scholz), das im Bereich der vergleichenden internationalen Forschung angesiedelt ist und seit 1993 betrieben wird. Kernstück des Projektes ist eine große internationale Befragung aus den Jahren 1995 bis 1997, deren Ergebnisse auf internationalen Tagungen (wie der SMS oder der AOM) präsentiert wurden und in diverse andere Publikationen eingingen.

Das Ziel des Projektes besteht darin, Handlungsmuster erfolgreicher Unternehmen im internationalen Vergleich zu verstehen und unternehmerisches Handeln in unterschiedlichen landeskulturellen Kontexten situativ zu gestalten. In diesem Zusammenhang befasst sich das GPP mit dem Verhalten der jeweils größten Unternehmen aus unterschiedlichen Ländern in ihrer Umwelt und identifiziert dabei die Verhaltensmuster der jeweils erfolgreichen Unternehmen. Die Untersuchung bezieht sich auf die Strategie des Unternehmens und bringt diese in Verbindung mit der Struktur, den Systemen, dem Personalmanagement, der Kultur und natürlich dem Erfolg.

Die theoretische Basis liegt im Wesentlichen im Stimmigkeitsansatz, der seinerseits auf dem Konfigurationsansatz basiert. Danach gibt es ganz spezielle Muster aus Einzelentscheidungen, die vor allem deshalb erfolgreich sind, weil sie untereinander „zusammenpassen“. GPP unterscheidet sich daher von allen universalistischen Denkwelten, in denen es nur einen guten und richtigen Weg gibt.

Eine erste Befragung erfolgte zwischen November 1995 und Juni 1997 schriftlich sowie über Interviews. Befragt wurden Manager der größten Unternehmen eines jeweiligen Landes, und zwar mehrheitlich Manager aus den Bereichen Organisation und Personalmanagement. Insgesamt nahmen 242 Unternehmen aus elf Ländern (darunter Deutschland, Frankreich und die U.S.A.) an der Befragung teil.

Der erste Fragebogen des Global Performance Project gliedert sich in die Bereiche Struktur, Strategie, Erfolg, Kultur, Systeme sowie Personalmanagement und enthält über 850 Variablen. Die in dem Fragebogen erhobenen Daten wurden später unter anderem durch Faktorenanalyse verdichtet. Im Zentrum der Betrachtung stand hier als entscheidender Erfolgsfaktor für Unternehmen die Unternehmenskultur. Insbesondere die Auswertung der aggregierten Effektivitäts- und Kulturvariablen lässt Rückschlüsse auf den Erfolg von Verhaltensweisen in unterschiedlichen Ländern zu.

Ein Ergebnis des Projektes ist das Konzept der Competitive Acceptance, das, nach Ansicht von Christian Scholz (Universität Saarbrücken) und Volker Stein (Universität Siegen) als dessen Protagonisten, die GPP-Forschungsfrage mit zwei erfolgsorientierten Verhaltensalternativen beantwortet: Einerseits kann es für Unternehmen sinnvoll sein, sich an die Kultur eines Landes anzupassen. Andererseits besteht für Unternehmen die Möglichkeit, ihren Unternehmenserfolg zu sichern, indem sie den eigenen Wettbewerbsvorteil hervorstellen und bewusst „gegen die Kultur“ agieren. Die Entscheidung, wo genau ein Unternehmen mit der Landeskultur und wo genau es gegen die Landeskultur agieren sollte, ist hierbei davon abhängig, welche Kulturorientierungen in welchen Ländern erfolgswirksam sind und wie sich die jeweils erfolgreichen Unternehmen eines Landes verhalten.

In 2012 wird eine zweite Runde der Datenerhebung im GPP starten. Sie soll es ebenfalls erlauben, auf empirischer Basis theoretische Implikationen und praktische Empfehlungen für die untersuchten Forschungsbereiche abzuleiten.