Die Zeit heilt alle Wunden? Offensichtlich nicht…
Im Newsletter Nr. 5/2013 des Deutschen Hochschulverbandes ist unter dem Titel „Bologna-Reform: Zwei Drittel der Universitätsprofessoren unzufrieden“ zu lesen:
„Lehrende an deutschen Hochschulen stimmen den inhaltlichen Zielen der Bologna-Reform weitgehend zu, sehen aber erheblichen Nachbesserungsbedarf bei der Umsetzung. Kritikpunkte sind insbesondere die stärkere Verschulung des Studiums bzw. eine Einschränkung der eigenen Freiheit von Forschung und Lehre. Auch hätten sich die Versprechen von weniger Studienabbrüchen, besserer Studierbarkeit oder einer höheren internationalen Mobilität bislang nicht erfüllt. Das sind zentrale Ergebnisse der Studie “Wandel von Lehre und Studium an deutschen Hochschulen – Erfahrungen und Sichtweisen der Lehrenden (LESSI)”, in dem das International Centre for Higher Education Research der Universität Kassel im Auftrag des Projekts nexus der Hochschulrektorenkonferenz die Antworten von rund 8.200 Lehrenden ausgewertet hat.
Dabei zeigten sich Professoren an Fachhochschulen deutlich zufriedener mit der Studienstrukturreform als ihre Kollegen an Universitäten. Dort sind der Studie zufolge fast zwei Drittel der Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeiter mit der Einführung der Bachelor-/Master-Struktur unzufrieden. Sie bemängelten den Rückgang der Qualität des Studiums und den durch die Studienreform bedingten zeitlichen Mehraufwand, der zulasten der Forschung gehe. Die stärkere Praxisausrichtung der neuen Studiengänge lehnten viele Universitätsprofessoren ebenfalls ab. Im Unterschied zu ihren Fachhochschulkollegen bezweifelten sie außerdem die Berufsbefähigung durch einen Bachelorabschluss.“
Es fällt auf, dass es nach 15 Jahren „Bologna“ nicht einmal den pro-Bologna-Auftraggebern der referierten Studie gelungen ist, von unabhängiger Seite eine auch nur annähernd positive Bilanz konstatiert zu bekommen. Nicht einmal der gnädige Gewöhnungseffekt stellt sich ein! Und während die Universitätsprofessoren als Sprachrohr für Fehlentwicklungen bestenfalls belächelt werden, gilt nach wie vor: Die im Grunde wirklich betroffene „verlorene Generation“ ist vor allem die der Bologna-Studierenden, denen systematisch ihre Entwicklungschancen geraubt wurden und werden.